Zu unserem Konzert
Schaut man von den Lahn-Bergen weit ins Marburger Land, kann man den Dichter verstehen, wenn er „O Täler weit, o Höhen, o schöner grüner Wald“ singt, denn auch Marburg liegt eingebettet in eine waldreiche Mittelgebirgslandschaft. Blickt man dazu auf die schöne, mittelalterliche Stadt mit ihrem prächtigen Schloss über der Stadt, lässt sich nachempfinden, dass sich hier vor über zweihundert Jahren Poet* innen von eben diesen Eindrücken zu romantischen Zirkeln anregen ließen. Natur- und Mittelalterbegeisterung erfassten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weite Teile Europas. Eine Epoche die man bald als Romantik bezeichnet.
Wichtige Aspekte dieser Entwicklung waren die Verunsicherungen, von denen Europa nach der Französischen Revolution und den Jahren der gesellschaftlichen und politischen Neuorientierung geprägt war. Das Gefühl der Unsicherheit, ließ die Menschen von den „guten alten Zeiten“ träumen. Dazu trug auch die beginnende Industrialisierung mit Verstädterung, sozialer Ungerechtigkeit und Verarmung bei. Man begann nach Gemeinsamkeiten zu suchen und fand sie in der Vergangenheit und in einer verklärten Natur als einem Sehnsuchts- und Erfüllungsort des Menschen. In ihr suchten und fanden sie das tröstliche Gegenstück zur gehetzten modernen Welt.
Literarischen Grundstoff für die Mittelalterromantik lieferten die Heldensagen, die meist durch Überlieferungen aus dem Hochmittelalter bekannt wurden. Das „Nibelungenlied“ wurde in Deutschland begeistert wiederentdeckt, in Frankreich litt man mit „Tristan und Isolde“ mit und in England fand die „Artussage“ große Beachtung.
Zu den mittelalterlichen Rittersagen gesellten sich Märchen, die seit Generationen mündlich überliefert worden waren und u.a. von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm gesammelt und veröffentlicht wurden. Die Brüder Grimm lebten und studierten von 1802 bis 1805 in Marburg bei dem großen Rechtsgelehrten Friedrich von Savigny, in dessen „Romantikerkreis“ sie Bettina und Achim von Arnim kennen lernten. Viele der Märchen, die sie sammelten hatte übrigens französische Wurzeln, stammten doch etliche der „Märchenfrauen“ von hugenottischen Familien ab.
Zur Popularität und Verbreitung, ja letztlich zum Überleben der romantischen Gedichte und Lieder hat deren Vertonung durch die Komponisten aller europäischen Länder beigetragen. Viele der in unseren heutigen Ohren süßlichen, ja kitschig klingenden Texte wären ohne diese heute längst in Vergessenheit geraten.
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