„Oh süßer Mai …“, so beginnt das Lied von Johannes Brahms, vertont nach den Versen von Achim von Arnim. Frühlingsgefühle, auch wenn der Kalender erst April anzeigt, haben die etwa 60 Sängerinnen und Sänger, als sie am 6. April den Bus besteigen, der sie nach Poitiers, eine der Partnerstädte Marburgs, bringen wird. Die „grüne Tracht, die bunt geblümte Pracht…“ – diese Anblicke auf Wiesen, blühende Obstbäume und aufkeimenden Raps geben den Grundton für die wunderschöne Reise wieder, die die beiden Universitätsstädte nicht nur musikalisch miteinander verbinden soll.

Begegnung des Klangforums Marburg und des Universitätschors Poitiers

Nach einer Zwischenstation in Reims, wo als Höhepunkt die Kathedrale besichtigt wird, kommt der Chor Klangforum Marburg in Poitiers an, empfangen von einigen Sängerinnen des CHOUP, des Universitätschors. Freundliche Mienen, herzliche Gesten stimmen ein auf interessante und vielseitige Tage. Die Stadtführung zeigt die historisch wichtigen Gebäude, frühgotische, freundliche Kathedralen in weißem Kalkstein mit erhebendem Klang; die Sängerinnen und Sänger erproben bei diesem Stadtrundgang schon einmal, wie es klingt, wenn das „Ave verum“ von Mozart oder das „Miserere Mei“ von Allegri zu hören sind.

Im Hôtel de Ville erleben die Gäste einen sehr freundlichen Empfang mit Spezialitäten der Stadt und der Region. Ein erstes gemeinsames Singen lässt ahnen, dass die beiden Chöre wunderbar miteinander harmonieren. Die Gastgeberin der Stadt betonte, wie wichtig die Stärkung des europäischen Gedankens gerade heutzutage sei – darüber sind sich Gastgeber und Gäste einig!

Viel Mühe und Geschick bei der Zusammenstellung des Programms werden auch an den weiteren Tagen erkennbar. Wie schön, dass Marie Sans den Chormitgliedern reichhaltige Eindrücke von ihrer Heimat vermitteln konnte: Eine Orgelführung, der Besuch der Abbaye Saint Martin de Ligugè sowie der Ausflug nach La Rochelle waren je auf ihre eigene Weise eine Bereicherung des Besuchs. Das vermutlich älteste Kloster aus dem 4. Jahrhundert beeindruckt die Besucherinnen und Besucher; auch wenn von den alten Mauern nur noch Reste zu erkennen sind, ist es doch einmalig, in diesen Gemäuern zu stehen. Und eine so weite Reise, ohne den Atlantik gesehen zu haben, wäre schade gewesen. So haben sich die Stunden im Bus in die lebendige und quirlige Hafenstadt gelohnt.

Der Höhepunkt der Reise war natürlich das Konzert in der Kirche Saint-Jean de Montierneuf am Freitag, dem 11. April, als beide Chöre, der Universitätschor von Poitiers, CHOUP, und das Klangforum ein abwechslungsreiches Konzert in der sehr gut besuchten Kirche gaben. Im Programmheft heißt es einführend: In Zeiten der Veränderungen und Unsicherheiten begann man „nach Gemeinsamkeiten zu suchen und fand sie in der Vergangenheit und in einer verklärten Natur als einem Sehnsuchts- und Erfüllungsort des Menschen. In ihr suchten und fanden sie das tröstliche Gegenstück zur gehetzten modernen Welt.“ Ursprünglich auf die Lieder der Romantik bezogen, gilt das aber für die heutige Zeit wohl ebenso. Und deshalb war es den beiden Leitern der Chöre, Dorothee Maillard und Daniel Sans, so wichtig, verbindende europäische Beziehungen zu knüpfen und zu vertiefen. Das ist ihnen tatsächlich gelungen, ihre begeisterten und begeisternden Dirigate nehmen alle mit, das Publikum sowie die Sängerinnen und Sänger.

Ein Austausch ist ohne Gegenbesuch natürlich nicht denkbar. Und deshalb erwarten das Klangforum und die Stadt Marburg die Gäste aus Poitiers am 30. April hier in Marburg. Wer in den Genuss der musikalischen Zusammenarbeit kommen möchte, sei sehr herzlich eingeladen, am 2. Mai um 20 Uhr im Forum der Steinmühle sich begeistern und tragen zu lassen. Erklingen werden zeitgenössische Stücke, Folklore, romantische Lieder und Opernchöre. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

Christa Steubing

Comments are closed